Foto vlnr. Ralf Bucher, BVA-Geschäftsführer; Colette Basler, BVA-Vizepräsidentin; Liliane Studer, Nationalrätin EVP; Céderic Wermuth, Nationalrat SP; Alois Huber, Nationalrat SVP; Marianne Binder, Nationalrätin Die Mitte; Andreas, Heidi und Jasmin Gisi vom Geflügelhof Gisi AG; Christoph Hagenbuch, BVA-Präsident

Nationalrätinnen und Nationalräte auf Geflügelhof

9.12.2021

Mitte November lud der BVA die Aargauer Nationalrätinnen und Nationalräte auf den Geflügelhof der Familie Gisi in Mellingen ein, um über die allfälligen Auswirkungen der Massentierhaltungsinitiative zu informieren. «Sind die Hühner in einem kleinen Stall glücklicher?» war dabei eine gute Frage.

Ein Termin zu finden mit allen 15 Aargauer Nationalrätinnen und Nationalräten war unmöglich. Schlussendlich kamen dann mit Cédric Wermuth, SP und Lilian Studer, EVP, ein Parteipräsident und eine Parteipräsidentin auf nationaler Ebene nach Mellingen. Marianne Binder vertrat die Mitte und Alois Huber, SVP, ergänzte den BVA mit zusätzlichem Fachwissen. Die grossen politischen Lager waren abgedeckt. Die anderen Nationalrätinnen und Nationalräte wurden persönlich über die negativen Auswirkungen der Massentierhaltungsinitiative informiert.

Grosse Ställe können in Umwelttechnik investieren
Zu Beginn führte die Familie Gisi die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in die verschiedenen Ställe. Dabei, und das war auch dem BVA wichtig, konnten alle einen Einblick in verschiedene Systeme haben. Die Teilnehmer besichtigten die Junghennenaufzucht, die Bodenhaltung mit Aussenklimabereich sowie die Freilandhaltung. Alle Ställe waren mit deutlich über 2'000 Tieren bestückt, was in den Augen der Initianten Massentierhaltung darstellt. In überzeugender Weise erklärte Andreas Gisi, dass sie dank der Grösse auch in umwelttechnische Vorhaben investieren konnten, etwa die Kotband-Trocknung oder die Luftwäscher.

Der Aargau ist grosser Eierkanton
Im Anschluss erläuterte BVA-Präsident Christoph Hagenbuch, dass der Kanton Aargau besonders von der Massentierhaltungsinitiative betroffen wäre, da über 10 % der Schweizer Eier aus dem Aargau stammen. 65 % der Eier kommen von Betrieben, die bei einer Annahme der Initiative zu gross wären. In der Folge würden diese Eier mehrheitlich importiert. Ob die Tierschutzbestimmungen im Ausland eingehalten werden, wie dies in der Initiative vorgesehen wäre, ist mehr als fraglich. Hagenbuch zeigte auch den Konflikt mit der Raumplanung auf. Um die gleiche Menge an Pouletfleisch zu produzieren, bräuchte es 20'000 neue Mobilställe. 1'600 neue Ställe wären nötig um die gleiche Eiermenge zu produzieren. Dabei nähmen etwa die Ammoniakemissionen zu. Betroffen seien nicht zuletzt auch grosse Verarbeitungsbetriebe im Aargau, wie die auf Poulet spezialisierte Firma Kneuss in Mägenwil.

Stallgrösse ist nicht entscheidend fürs Tierwohl
Sind die Hühner in einem kleinen Stall glücklicher, war dabei eine Frage im anschliessenden Gespräch. Da man die Hühner nicht fragen kann, braucht es Anhaltspunkte. Gemäss Tierschutzvorschriften hat jedes Tier exakt gleich viel Platz und die gleiche, den Bedürfnissen angepasste Umgebung, egal ob es 500 oder 18'000 Tiere sind. Als Herdentier wird das Huhn durch eine Vielzahl von Artgenossen in seinem Befinden nicht beeinträchtigt und als kurzsichtiges Tier ist auch die Stallgrösse kein Problem. Im Weiteren konnte der BVA aufgrund einer Agroscope-Studie aufzeigen, dass ein Schweizer Huhn klimafreundlicher ist als ein ausländisches. Dies aufgrund der nachhaltigen Futtermittelbeschaffung. Nächste Woche entscheidet der Nationalrat über die Massentierhaltungsinitiative. Der BVA ist zuversichtlich, dass die Initiative ohne Gegenvorschlag abgelehnt wird.

Ralf Bucher
Geschäftsführer