Eine Annahme trifft auch die Milchbauern

16.03.2022

In bäuerlichen Kreisen ist die Meinung verbreitet, dass nur Hühner-, Schweine- und Rindermastbetriebe von den Auswirkungen einer Annahme der Massentierhaltungs-Initiative (MTI) betroffen wären. Das stimmt so nicht ganz. Sabrina Schlegel, Vizepräsidentin des Vereins Mittelland Milch, hat sich dazu Gedanken gemacht.

Die MTI verlangt eine Tierproduktion nach den Bio-Suisse-Richtlinien aus dem Jahr 2018. Private Standards in die Verfassung zu schreiben, erachtet Sabrina Schlegel als sehr problematisch. «Dieses Vorgehen könnte Schule machen und bald wird die nächste Initiative gestartet, die irgendwelche Labelvorgaben, z.B. in der Pflanzenproduktion, ins Gesetz schreiben will», so Schlegel. Die Initiative geht gegen Grossbetriebe, «die das Tierwohl systematisch verletzen», schreibt das Initiativkomitee. Schlegel fragt sich, wo diese Betriebe denn sein sollen. «Die Tierhaltung in der Schweiz ist kleinstrukturiert und bei einigen Tierarten ist die Zahl der Tiere pro Betrieb sogar beschränkt. Der «Grundhof», den wir bewirtschaften, gilt sicher auch als grösserer Betrieb in der Schweiz, aber wir achten extrem auf das Wohlergehen unserer Tiere».

Was ist das Programm RAUS noch wert?
Gerade Milchviehbetriebe setzen stark auf dieses Tierwohlprogramm. Mit dem Beitrag von Fr. 190.- pro GVE schlägt dieses ordentlich zu Buche in einem durchschnittlichen Betrieb. «Würde die Initiative angenommen, wäre RAUS für alle Tierkategorien Pflicht, und der Bund würde dieses Programm wohl kaum weiterführen», sinniert Sabrina Schlegel. «So würden einem durchschnittlichen Betrieb schnell einmal um die Fr. 7'000.- pro Jahr fehlen».

Importe und Einkaufstourismus steigen
Als Vorstandsmitglied des Vereins Mittelland Milch setzt sich Sabrina Schlegel oft mit dem Markt auseinander. Was für sie offensichtlich ist: «Bei einer Annahme der MTI steigen der Import und der Einkaufstourismus mit Bestimmtheit. Zwar meinen es die Initianten gut mit der Regelung, dass die Bestimmungen der Initiative auch für Importgüter gelten, nur wird das leider kaum umsetzbar sein. Wir in der Schweiz werden die teurere Produktion haben und die Nachfrage nach importierten Lebensmitteln wird noch weiter zunehmen. Für die Lebensmittel, die via Einkaufstourismus in die Schweiz kommen, gelten die Bestimmungen sowieso nicht, dieser Kanal wird sicher noch mehr gebraucht werden».

Fazit von Sabrina Schlegel
Konsumentinnen und Konsumenten, die das Tierwohl besonders stark gewichten, finden bereits heute genügend Produkte, die diesem Anspruch genügen. Sollte sich dieser Markt vergrössern, wird die Produktion sofort nachziehen und die Nachfrage abdecken. Aus den genannten Gründen tun Milchproduzenten gut daran, sich gegen diese unnötige Initiative zu wehren und mit den anderen Nutztierhaltern solidarisch mitzukämpfen.

Fredi Siegrist
Stv. Geschäftsführer