Bewässerungsmöglichkeiten: Der Aargau muss handeln

12.11.2019

Ende Mai 2019 reichten bäuerliche Grossräte eine breit abgestützte Motion ein, welche die Bewässerungsmöglichkeiten für die Zukunft sicherstellen soll. Der Grosse Rat hat vor kurzem den Vorstoss mit grosser Mehrheit überwiesen.

Der Regierungsrat wird damit beauftragt, die Grundlagen für den künftigen Wasserbedarf und das Wasservorkommen zu erarbeiten. Im Weiteren solle das Wassernutzungsgesetz oder allenfalls weitere Gesetze und Verordnungen so angepasst werden, dass künftig Wasser nebst der prioritären Versorgung der Bevölkerung auch zur Bewässerung von bewässerungswürdigen landwirtschaftlichen Kulturen im ganzen Kantonsgebiet sichergestellt werden kann. Die Forderung wurde auch an der GV des BVA mittels einer Resolution gestellt, die einstimmig überwiesen und damit in der Bauernschaft breit abgestützt ist.

Aargau prädestiniert für Nahrungsmittelproduktion
Als Begründung führen die sieben Motionäre - angeführt von BVA-Präsident Alois Huber - an, dass die Aargauer Landwirtschaft aufgrund ihrer klimatischen Voraussetzungen prädestiniert für die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel sei. Um diese Ernährungssicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, ist sie auf Wasser angewiesen. Die Oberflächengewässer werden, mit Ausnahme der grossen Flüsse und des Hallwilersees, in den Sommermonaten nicht mehr zuverlässig Wasser liefern. Es müssen deshalb die hohen Grundwasservorkommen im Aargau bei Bedarf genutzt werden können. Das ist im Gegensatz zum Verdorren lassen von Kulturen und dem Nahrungsmittelimport mehr als nachhaltig.

Schweiz importiert Wasser aus der Wüste
Die Schweiz importiert mit zahlreichen Nahrungsmitteln indirekt Wasser aus der Wüste oder zumindest aus Ländern mit stark sinkenden Grundwasserbeständen (Israel, Ägypten, Chile, Italien, Spanien usw.). Gerade in Regionen von Spanien, aus welcher die Schweizer Konsumenten das ganze Jahr über Früchte und Gemüse beziehen, sinken die Grundwasserbestände stark. In der Schweiz herrscht auch in trockenen Jahren immer noch eine Regenwasser-Landwirtschaft vor, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, wo die Schweiz Nahrungsmittel importiert.

Bundesamt für Umwelt kommt zum gleichen Schluss
Zum gleichen Schluss kommt im Übrigen auch das Bundesamt für Umwelt. Zum Thema Trinkwasser schreibt es auf seiner Homepage unter anderem: „...Auf nationaler Ebene übersteigen die Trinkwasserressourcen den durchschnittlichen inländischen Verbrauch bei weitem. In Ausnahmesituationen (z. B. längere Trockenheitsperioden) kann es jedoch lokal oder regional zu Knappheit kommen. Deshalb ist eine gute regionale Wasserversorgungsplanung nötig.

Der Regierungsrat nimmt die Motion als Postulat entgegen
In seiner Antwort schreibt der Regierungsrat, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Trink- und Brauchwasser weiterhin Aufgabe der Gemeinden sein soll. Mit der geplanten Überarbeitung des kantonalen Leitbilds soll die regionale Zusammenarbeit bei der Trinkwasserversorgung jedoch optimiert und damit die Versorgungssicherheit im ganzen Kanton verbessert werden. Bei der Überarbeitung des Leitbildes Wasserversorgungen Aargau wird der landwirtschaftliche Bedarf für Bewässerungswasser einbezogen. Von der anzustrebenden Verbesserung der Wasserversorgungsinfrastruktur werde auch die Landwirtschaft profitieren, da dadurch mehr Trinkwasser zur Verfügung stehen dürfte. Anfangs November behandelte der Grosse Rat das Geschäft. Einzig die GLP wollte den Vorstoss nicht überweisen, erhielt aber von keiner anderen Partei Support. Das Postulat wurde somit mit grosser Mehrheit überwiesen.

Ralf Bucher
Geschäftsführer BVA